Auschwitz-Überlebende berichtet

Kurz vor dem diesjährigen Holocaust-Gedenktag hatten die Schülerinnen und Schüler der Q2 die besondere Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, wie Betroffene den Holocaust erlebten. Möglich wurde dies durch den Besuch von Halina Birenbaum, die als jüdisches Mädchen in Warschau aufwuchs und nach dem Krieg nach Herzlia, eine der Marler Partnerstädte, auswanderte. Durch diese Verbindung entstand auch der Kontakt zum GiL, das schon zum wiederholten Male Frau Birenbaum zu Gast hatte.

Lebhaft schilderte sie die entbehrungsreiche Zeit im Warschauer Ghetto und wie die Familie dort überlebte, indem der Vater eine der begehrten Arbeitsstellen außerhalb des Ghettos bekam und ihr älterer Bruder als Medizinstudent eine Anstellung im Krankenhaus bekam. Besonders betroffen machten auch ihre Schilderungen aus der Zeit der Räumung des Warschauer Ghettos, wie die Familie sich auf dem Dachboden oder in den Kellern verlassener Häuser versteckte, wo das Mädchen zwar schönes und teures Spielzeug fand, das allerdings Kindern gehört hatte, die schon deportiert worden waren. Wie die Angst und der Hunger dort ihre ständigen Begleiter waren. Wie die Menschen auf dem „Umschlagplatz“ genannten Ort am Bahnhof zusammengedrängt wurden, um in die Züge gezwungen zu werden. Wie Menschen sich durch die Zahlung hoher Bestechungssummen vor der Deportation zu retten versuchten.

Schließlich wurde auch Halinas Familie entdeckt und zunächst nach Lublin ins Lager Majdanek gebracht, wo ihre Mutter starb. Halina selbst kam später nach Auschwitz, das sie nur durch viele glückliche Umstände überlebte. So gelang es ihr, sich als Siebzehnjährige auszugeben, obwohl sie erst 14 war, und eine Arbeit bei der Sortierung der Kleidungsstücke der Neuankömmlinge im Lager zu erhalten, die weniger anstrengend als andere Arbeiten war.

Für die Schülerinnen und Schüler war diese Begegnung mit einer der letzten Überlebenden des Holocausts eine besondere Erfahrung, die sicher lange im Gedächtnis bleiben wird. Wir hoffen, dass Frau Birenbaum auch in den nächsten Jahren wieder den Weg von Herzlia nach Marl antreten wird, um auch den kommenden Schülergenerationen von ihren Erlebnissen zu berichten, und bedanken uns ganz herzlich für ihren diesjährigen Besuch.

Av