Deutsche Schülerakademie 2016 in Urspring

Auf die häufig vor den Sommerferien gestellte Frage, was ich denn in den Ferien wohl unternehmen würde, antwortete ich, dass ich für 16 Tage nach Urspring zur Deutschen Schülerakademie (kurz DSA) fahren würde. Die Reaktionen auf diese Antwort variierten von Interesse und Erstaunen (Was genau macht man denn da?) bis hin zu der Frage, wie man sich denn in den Ferien wohl ein „Strebercamp“ antun könne.

Auch ich hatte von der Akademie bis dahin noch nichts gehört, sondern wurde von Frau Thomas-Book angesprochen, ob ich nicht vielleicht Interesse an einer außerschulischen Förderung hätte. Nachdem ich mich informiert hatte, wurde mir sehr schnell klar, dass die DSA auf keinen Fall ein Lager für Streber sei. Ganz im Gegenteil, es gibt zwar jeweils zwei Kurseinheiten pro Tag, in denen an Themen gearbeitet wird, die in der Schule niemals so ausführlich beleuchtet werden können, allerdings gibt es zwischendurch auch genügend Freizeit und dementsprechende Angebote. Der Chor, das Orchester und die Band wurden von einer Tutorin, die nur dafür angereist war, geleitet, um andere Freizeitangebote kümmerten wir uns selbst, dafür gab es das berühmte „schwarze Brett“, an das jeder die sogenannten „kursübergreifenden Aktivitäten“ (kurz küA) für den Abend schreiben konnte. Von Sport über Musik, bis hin zu verschiedenen Spielen, war alles dabei. Ganz besonders beliebt: das Werwolfspiel… Gerne auch in doppelter oder dreifacher Besetzung, falls gerade zu viele oder auch zu wenige Mitspieler vorhanden waren. Dabei sah ein Tag eigentlich immer recht gleich strukturiert aus:

7.00 – 8.15 Uhr: Frühstück, bei gutem Wetter auch gerne im Klostergarten, die Urspringschule ist ja schließlich in den Gebäuden eines ehemaligen Klosters untergebracht.

8.30 – 9.00 Uhr: Plenum, hier wurden wichtige Dinge besprochen, die den Tag betreffen; meistens  gab es auch eine kurze Nachrichteninfo und die Bekanntgabe der küA.

9.00 – 10.30 Uhr: Kursarbeit, hier wurde innerhalb des gewählten Kurses weiter an den Themen gearbeitet.

10.30 – 10.45 Uhr: Kaffeepause, meistens gab es nochmals die Möglichkeit, eine Kleinigkeit zu  essen, besonders beliebt bei denjenigen, die es nicht vor  Mitternacht ins Bett geschafft hatten und deshalb das Frühstück übersprangen.

10.45 – 12.00 Uhr: Kursarbeit

12.00 – 12.45 Uhr: Mittagessen, die kulinarische Verpflegung in Urspring war wirklich gut, die Köchinnen bemühten sich sogar, auf spezielle Ernährungsformen  einzugehen; dabei wurde immer mit regional erzeugten Lebensmitteln gearbeitet.

14.00 – 16.00 Uhr: küA, allerdings war diese Schiene für den Chor freigehalten; nahm man an ihm nicht teil, hatte man eine sehr ausführliche Mittagspause (allerdings waren  zum Schluss 85% der Akademieteilnehmer im Chor).

16.00 – 16.30 Uhr: Kaffeepause, auch hier gab es wieder Obst, Getränke und Kuchen

16.30 – 18.00 Uhr: Kursarbeit

18.30 – 19.15 Uhr: Abendessen, oft mit kleinen warmen Gerichten, sonst gab es ein normales Büffet.

ab 19.15 Uhr: küA, nun war der Zeitpunkt gekommen, in Orchester oder Band mitzuspielen; sonst wurden auch die küA, die von uns Teilnehmern angeboten wurden, mit Begeisterung angenommen.

Ins Bett ging dann schlussendlich jeder zu dem Zeitpunkt, den er für richtig empfand, spätestens nach drei Tagen war aber allen klar, dass die Tage schon relativ ausgefüllt und anstrengend waren…

Die Kursangebote umfassten ein breites Spektrum, angefangen bei mathematischen und physikalischen Problemen, über philosophische Fragen, bis hin zu musikalischen oder medizinischen Themen. Ich war während der Akademie im Kurs „Komponisten als Schüler und Lehrer“, wir haben uns mit der Entwicklung der Musik, sowie der der Kompositionstechniken, ausführlich beschäftigt. Dabei starteten wir bei gregorianischer Musik und landeten schließlich bei heutiger, elektronisch hergestellter, Musik. Das Besondere an unserer Akademie war jedoch unbenommen die Epidemiensimulation des „Seuchenkurses“. Dabei trug jeder Teilnehmer einen kleinen Chip an seinem Körper und konnte dadurch mit einer Seuche, die von dem Kurs programmiert wurde, infiziert werden. Dadurch wurde deutlich, dass schon geringe Zeiten, die man mit bereits erkrankten Menschen verbringt, ein hohes Infektionsrisiko bieten. Letztendlich sind wir alle an der virtuellen Seuche „gestorben“.

Prinzipiell dient die DSA der Zusammenarbeit motivierter und leistungsorientierter Schüler unter der Leitung von Spezialisten, die beispielsweise in Forschungseinrichtung arbeiten, oder an Unis lehren. Dabei wurde aber schnell klar, dass es keine Hierarchien gab, ganz im Gegenteil: angeregte Diskussionen zwischen Teilnehmern und Leitern waren nichts besonderes! Außerdem ist das Zeil, eine gemeinsame Dokumentation anzufertigen, die dann gedruckt und an alle Teilnehmer und Leiter geschickt wird. Auch hierfür war eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Kurse erforderlich.

Ich bin wirklich froh, dass ich die Gelegenheit hatte, an dieser Akademie in Urspring teilzunehmen. Dabei habe ich viele, wirklich nette, Menschen kennengelernt, die ähnliche Interessen hatten, sodass auch außerhalb der Kursarbeit immer etwas los war. So sind wir an einem Tag nach Stuttgart gefahren, es gab ein Volleyballturnier, einen Tag, an dem jeder sich die bisherigen Ergebnisse der anderen Kurse anschauen konnte (hierfür wurden in Kleingruppen Vorträge gehalten), Informationsabende zu verschiedenen Studienbereichen, während denen unsere Kursleiter erzählten, Konzerte und einen abschließenden bunten Abend, vom Mörderspiel ganz zu schweigen.

Die Atmosphäre war fast schon familiär, dies liegt bestimmt auch daran, dass wir alle (ca 100 Teilnehmer und 16 Kursleiter) 16 Tage lang zusammen in den Gebäuden der Urspringschule, die sonst eigentlich ein Internat ist, gelebt haben.

Deshalb kann ich jedem, der die Chance erhält, sich zu bewerben, nur raten, diese auch zu nutzen. Auch wenn jährlich nur etwa die Hälfte der Bewerber auch für einen Kurs angenommen werden, lohnt es sich. Die Stimmung, die Menschen, die Kursinhalte und die Freizeitveranstaltungen sind wirklich außergewöhnlich, eine Akademie ist ein Erlebnis, das nicht leicht in Vergessenheit geraten wird, und erst echt nicht ersetzt werden kann.

Carla Janowsky (Q1)